Spielzeit 2022/23
Wirklichkeiten 23
Expertengespräche am Schauspiel Leipzig
Zwischen Krieg und Inflation, Pandemie-Erfahrungen und Energiekrise sucht eine Gesellschaft den Weg in die Zukunft. In der Moderation von Jens Bisky („Mittelweg 36“ / Hamburger Institut für Sozialforschung) wollen wir ab Januar in drei Veranstaltungen sprechen über diese Suche nach Orientierung. Und über die Kontroversen und Sehnsüchte, die diese Debatten des ‚Wie weiter?‘ begleiten.
Gerahmt wird jedes der Gespräche vom Theater-Film „Widerstand“. Der Text von Lukas Rietzschel entstand als Auftragswerk des Schauspiel Leipzig; 2021 erlebte er digitale Uraufführung. Ein präzise gezeichnetes Porträt einer Gegenwarts-Gesellschaft, deren Substanz Risse hat, die größer werden (Regie: Enrico Lübbe, Dauer 60 Minuten).
Gerahmt wird jedes der Gespräche vom Theater-Film „Widerstand“. Der Text von Lukas Rietzschel entstand als Auftragswerk des Schauspiel Leipzig; 2021 erlebte er digitale Uraufführung. Ein präzise gezeichnetes Porträt einer Gegenwarts-Gesellschaft, deren Substanz Risse hat, die größer werden (Regie: Enrico Lübbe, Dauer 60 Minuten).
Wirklichkeiten 23 (I)
25.01.2023
Den Auftakt macht Carolin Amlinger (Universität Basel), die gemeinsam mit Oliver Nachtwey in ihrer Studie „Gekränkte Freiheit“ nachdenkt über die Auswirkungen eines modernen Dranges nach unbeschränkter Selbstverwirklichung.
Nicht wenige Stimmen stellen derzeit gesellschaftliche Verabredungen radikal in Frage – als fremdgesetzte Zwänge oder als Routinen, die nicht mehr weiter tragen. Amlinger und Nachtwey entwickeln ihre Untersuchung anhand von Interviews mit u. a. der „Querdenker“-Szene. Dabei begegnen sie immer wieder einer Auffassung der Selbstverwirklichung, die auf einem gewandelten Freiheitsbegriff basiert – und sich mehr und mehr gekränkt und beschränkt fühlt durch gesellschaftliche Übereinkünfte oder politische Regularien. Analysen, die weit über ein bestimmtes Milieu hinausführen in die Mitte der Gegenwart.
25.01.2023
Den Auftakt macht Carolin Amlinger (Universität Basel), die gemeinsam mit Oliver Nachtwey in ihrer Studie „Gekränkte Freiheit“ nachdenkt über die Auswirkungen eines modernen Dranges nach unbeschränkter Selbstverwirklichung.
Nicht wenige Stimmen stellen derzeit gesellschaftliche Verabredungen radikal in Frage – als fremdgesetzte Zwänge oder als Routinen, die nicht mehr weiter tragen. Amlinger und Nachtwey entwickeln ihre Untersuchung anhand von Interviews mit u. a. der „Querdenker“-Szene. Dabei begegnen sie immer wieder einer Auffassung der Selbstverwirklichung, die auf einem gewandelten Freiheitsbegriff basiert – und sich mehr und mehr gekränkt und beschränkt fühlt durch gesellschaftliche Übereinkünfte oder politische Regularien. Analysen, die weit über ein bestimmtes Milieu hinausführen in die Mitte der Gegenwart.
Wirklichkeiten 23 (II)
20.02.2023
In seinem Buch „Alternative Fakten“ begibt sich Nils C. Kumkar (Universität Bremen) auf die Spur, ein viel diskutiertes Phänomen zu fassen zu bekommen. Alternative Fakten begegnen ihm in den großen gesellschaftlichen und politischen Bruchlinien jüngster Zeit. Seine These: Nicht so sehr geht es in den jeweiligen Auseinandersetzungen um Fakten oder Wissenschaft als vielmehr um die Abwehr strittiger Konflikte und politischer Debatten. Es geht weniger um Klärung als vielmehr um Verunklarung.
20.02.2023
In seinem Buch „Alternative Fakten“ begibt sich Nils C. Kumkar (Universität Bremen) auf die Spur, ein viel diskutiertes Phänomen zu fassen zu bekommen. Alternative Fakten begegnen ihm in den großen gesellschaftlichen und politischen Bruchlinien jüngster Zeit. Seine These: Nicht so sehr geht es in den jeweiligen Auseinandersetzungen um Fakten oder Wissenschaft als vielmehr um die Abwehr strittiger Konflikte und politischer Debatten. Es geht weniger um Klärung als vielmehr um Verunklarung.
Wirklichkeiten 23 (III)
20.03.2023
Stephan Lessenich, Direktor des Frankfurter Instituts für Sozialforschung, blickt in seinem Essay „Nicht mehr normal“ in die Sehnsüchte unserer Gegenwart vor dem Hintergrund der jüngsten Krisen. Und findet dabei in der Hoffnung auf die Rückkehr der Normalität eher den Blick zurück als den Blick nach vorn. Denn für Lessenich offenbart sich „das Normale typischerweise erst im Nachhinein – durch den Verlust“. Und die neue Normalität, die gilt es auszuhandeln an neuen Gegebenheiten und Notwendigkeiten.
20.03.2023
Stephan Lessenich, Direktor des Frankfurter Instituts für Sozialforschung, blickt in seinem Essay „Nicht mehr normal“ in die Sehnsüchte unserer Gegenwart vor dem Hintergrund der jüngsten Krisen. Und findet dabei in der Hoffnung auf die Rückkehr der Normalität eher den Blick zurück als den Blick nach vorn. Denn für Lessenich offenbart sich „das Normale typischerweise erst im Nachhinein – durch den Verlust“. Und die neue Normalität, die gilt es auszuhandeln an neuen Gegebenheiten und Notwendigkeiten.
