Angst essen Seele auf

von Rainer Werner Fassbinder
Emmi ist eine ältere Dame, die als Reinigungskraft arbeitet und seit dem Tod ihres Mannes vor vielen Jahren die meiste Zeit allein verbringt. Salem, genannt Ali, ist ein junger Gastarbei­ter, der seit zwei Jahren unter prekären Bedingungen in Deutschland lebt. Als sie sich zufällig in einer Bar begegnen und Salem Emmi zum Tanzen auffordert, kommen sie sich näher und verlieben sich ineinander. Den feindseligen Gefühlen ihres Umfelds zum Trotz beschließen sie, zu heiraten — und finden sich der ungebremsten Wucht von Vorurteilen ausgesetzt, denen sich auch ihre engsten Vertrauten anschließen …

Mit der Klarheit einer Fabel veranschaulicht „Angst essen Seele auf“ die Funktionsweisen eines hierarchischen Gesellschaftssystems. Gleichzeitig gelingt es Fassbinder, eindimensionale Figurenzeichnungen und gängige Klischees zugunsten vielschichtiger Protagonistenporträts aufzubrechen. Ein nach wie vor hochaktueller Stoff, der auch mehr als vierzig Jahre nach seiner Genese eindringlich die Entstehung und Auswirkung von Ausgrenzung illustriert.

Rainer Werner Fassbinder drehte in nur dreizehn Jahren 44 Kino- und Fernsehfilme und schuf bis zu seinem frühen Tod mit 37 Jahren eines der wichtigsten filmischen Œuvres der Nachkriegszeit. Sein 1974 entstandener Film „Angst essen Seele auf“ legt ein zentrales Anliegen des später als Enfant terrible des Neuen Deutschen Films bezeichneten und oftmals kontrovers diskutierten Filmemachers offen: Privates politisch zu machen und somit auf der Ebene zwischenmenschlichen Verhaltens die Wirkungsweisen ganzer gesellschaftlicher Sozialgebilde zu veranschaulichen.
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Pressestimmen

nachtkritik.de
„Choreografisch gut gebaut sind die einzelnen Szenen. Immer wieder finden Stellungswechsel im Siebeneck statt, werden Darsteller im Hintergrund wie Scherenschnitte zur Dekoration neu positioniert. […] Dass Calis keine Aktualisierung des Stoffes vorgenommen hat, ist Gewinn und erschreckend zugleich: So gibt "Angst essen Seele auf" die anhaltende Kontinuität von Rassismus in Deutschland wieder.“
MDR Kultur, Stefan Petraschewsky
„Eine sehr sehenswerte Inszenierung, die konsequent gearbeitete ästhetische Art und Weise ist sehr ansprechend und vor allem ihre Botschaft ist unaufdringlich klug und klar rübergebracht. Eine der aktuellsten, klügsten, politischen Inszenierungen, die ich in den letzten Jahren gesehen habe.“
LVZ
„Schöne Kontraste entstehen, die Emmi und Salem förmlich herausmodellieren als vielschichtige Charaktere mit Gefühlen und Herz. Schmidt und Kanonik spielen das sehr konzentriert. […] Fassbinder hat die Mechanismen bereits eindrucksvoll freigelegt. Calis spitzt weiter zu, in dem er dem Alltag eine groteske Maske überstülpt, die das Vernichtende hinter vermeintlicher Harmlosigkeit unterstreicht.“
Premiere am 17. Mai 2018

Spieldauer

ca. 1:45, keine Pause

Besetzung

Roman Kanonik als Salem
Timo Fakhravar als Frau Ellis, Albert, Vorarbeiter
als Frieda, Händlerin, Arzt
Dirk Lange als Barbara
Michael Pempelforth als Eugen, Yolanda, Polizist
Denis Petković als Herr Gruber, Händler, Kellner
Julia Preuß als Frau Karges, Krista
Alina-Katharin Heipe als Frau Karges, Krista am 30.01. & 24.02.
Annett Sawallisch als Katharina, Hedwig
Ismail Deniz als Paula, Bruno

Team

Musik:
Dramaturgie: Clara Probst
Licht: Ralf Riechert

Trailer