Auftragswerk des Schauspiel Leipzig

Choreographien der Arbeit (UA)

Schöne neue (Arbeits-)Welt, in der das Büro dank Laptop überall ist und die Freizeit in der firmeneigenen Sauna verbracht wird. Die totale Erschöpfung angesichts permanenter Selbstoptimierung führt einen namenlosen Protagonisten in ein Kurhotel, verortet irgendwo zwischen Betty Ford Klinik, Sylt und der Sächsischen Schweiz. Die Maschine im Kopf des Kurgastes soll in der idyllischen Ruhe zum Stillstand gebracht werden. Doch auch hier kann dieser Prototyp der postfordistischen Arbeitswelt, der sich selbst sein größtes Kapital ist, nicht abschalten und entspannen. Das Hotel ist von seltsamen Gestalten bevölkert, die Geschichte des globalen Siegeszuges des Neoliberalismus seit den achtziger Jahren sucht ihn als ausufernder Bilderreigen heim: Wall-Street-Banker, Pretty Woman, Jane Fonda, Ronald Reagan und allen voran Margaret Thatcher treten ikonenhaft aus dem Saunanebel der Wohlfühllandschaften hervor.

Der Autor begibt sich für die Szenen seines Stückes auf Spurensuche in den Achtziger und Neunziger Jahren, auf der Folie einer heutigen depressiven Gesellschaft, die alle Lebensbereiche kommerzialisiert hat. Wie erzählt man angesichts dessen eine Geschichte? Kann man noch Wahrheit in einer Erzählung finden? Für das Schauspiel Leipzig hat Sascha Hargesheimer ein mäanderndes Textkaleidoskop entworfen, für den Regisseurin Mirja Biel und ihr Team in der Diskothek einen szenischen Raum einer Überforderungserfahrung erschaffen.
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Pressestimmen

LVZ
„Autor Sascha Hargesheimer denkt in „Choreographien der Arbeit“ Ursache und Wirkung zusammen, betrachtet unsere labile Leistungsgesellschaft als Pflanze, die aus dem Dung jenes in den 80er Jahren heraufdämmernden Zeitgeists gemeinhin als Neoliberalismus bezeichnet, gewachsen ist. [...] Matthias Nebel hat für die Inszenierung eine detailreich ausgeschmückte Raumbühne geschaffen.“
Uraufführung am 25. November 2017

Spieldauer

ca. 1:40, keine Pause

Team

Regie: Mirja Biel
Bühnenbild: Matthias Nebel
Live-Musik: Sophia Kennedy
Video: Gabriel Arnold
Dramaturgie: Katja Herlemann
Licht: Veit-Rüdiger Griess

Trailer