Hexploitation

She She Pop (Berlin) / Artists in Residence
1962 erschien der Film „Whatever Happened to Baby Jane?“ in den Kinos. Der psychologische Horrorthriller über zwei alternde weibliche Filmstars wurde zu einem überraschenden Erfolg und begründete ein ganz neues Film-Genre: den sogenannten Psycho Biddy- oder Hagsploitation-Film. Die Film-Diva tritt in studierter Pose vor den Spiegel, sie sieht ihr gealtertes Gesicht als Zerrbild ihrer selbst und bricht darüber in einen grauenerregenden Schrei aus. Ein Bild, das zur Ikone geworden ist.

Dieses Jahr werden die Mitglieder von She She Pop alle um die 50 Jahre alt sein. Und so beschäftigen sie sich mit der Angst vor der ‚hag‘, der alten Frau und der Hexe. Dafür setzen die Performerinnen selbstverständlich ihre alternden Körper ein. Mit ihnen kämpfen sie gegen das Verschwinden und den Bedeutungsverlust, den Frauen jenseits der Gebär­fähigkeit als gesellschaftliche Subjekte erleiden. Bis heute dient die Bezeichnung ‚Hexe‘ dazu, Frauen zu disziplinieren oder sie sozial herabzusetzen. Die Hexe, die anarchische, häretische Frau, steht für unproduktive Sexualität und für allgemein deviantes Verhalten gegenüber Machtstrukturen und Autoritäten.

In „Hexploitation“ begeben sich She She Pop und ihr Publikum in einen Bühnenraum, eingerichtet als düster-kitschiges Film-Set, aus dem es kein Entrinnen gibt. Die Live-Kamera dient ihnen als Vergrößerungsspiegel und intimes Untersuchungsinstrument. Mit ihrer Hilfe erforschen She She Pop eigene verstörende Makel und Obsessionen, sie spüren Tabus nach und unter­suchen tradierte Hexendarstellungen. Dabei entdecken sie die Kamera auch als Zauberkasten, durch den sich der eigene Körper transzendieren lässt, um mit melodramatischem Ekel und komischer Lust immer neue befreiende Selbstbilder zu schaffen: „Mr. DeMille, I’m ready for my close-up!“ (Norma Desmond, Sunset Boulevard, 1950)


www.sheshepop.de
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Pressestimmen

LVZ
„‚Hexploitation‘ schlägt von seinen kinematografischen Ausgangspunkten einen Bogen zu Frauenbildern und -rollen (Opfer, Hexen, Mütter) und zu den patriarchalen Zuschreibungen, denen sie entstammen: ‚Als Frau stecke ich in einer Erzählung, die ich nicht selbst geschrieben habe.‘ Was dann in Folge auch den alternden, den ‚nutzlosen‘ Frauenkörper aus dem Bewusstseinsfeld verbannt. Diesen wieder dorthin zu rücken, ist eine Intention der Inszenierung.“
Leipzig-Premiere am 07. Februar 2022
Residenz in der Spinnerei

Team

Von und mit: Sebastian Bark, Johanna Freiburg, Fanni Halmburger, Lisa Lucassen, Mieke Matzke, Ilia Papatheodorou, Berit Stumpf
Musik: Santiago Blaum
Video: Benjamin Krieg
Bühne: Sandra Fox
Kostüme: Lea Søvsø
Künstlerische Mitarbeit: Laia Ribera
Sounddesign: Manuel Horstmann
Licht: Michael Lentner
Technische Leitung: Sven Nichterlein
Videoassistenz: Daniela Garcia del Pomar
Hospitanz: Carolin Bodensteiner

Trailer

Eine Produktion von She She Pop in Koproduktion mit Residenz Schauspiel Leipzig und HAU Hebbel am Ufer Berlin, Kampnagel Hamburg, Künstlerhaus Mousonturm, FFT Düsseldorf, HELLERAU — Europäisches Zentrum der Künste, Kaserne Basel, Dublin Theatre Festival und Festival delle Colline Torinesi Turin.

Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und die Berliner
Senatsverwaltung für Kultur und Europa.