Water & Coltan

aus der Reihe: landscapes and bodies
Kötter / Israel / Limberg (Berlin) / Artists in Residence
landscapes and bodies ist eine fünfteilige Performance-Reihe, die sich mit raumpolitischen Fragen sowie den sozialen und ökologischen Folgen des Berg- und Tagebaus befasst. Nach den Teilprojekten „Gold & Coal“, die im November 2019 in der Residenz zur Premiere kamen, widmen sich die weiteren Teile „Water & Coltan“ den Ewigkeitslasten der Bergbaufolgeregion im Ruhrgebiet sowie dem Coltan-Abbau im Osten der DR Kongo. Es entsteht ein immersiver Raum-Parcours aus 360°-VR-Dokumentarfilm und Performance, den das Publikum in kleinen Gruppen durchläuft.

landscapes and bodies #3: WATER
Nach dem Ende der Steinkohle kämpft das Ruhrgebiet nicht nur mit dem gesellschaftlichen und stadträumlichen Strukturwandel, sondern auch mit den unmittelbaren Ewigkeitsfolgen des Rohstoffabbaus. Waren die letzten beiden Jahrhunderte im Ruhrgebiet vor allem durch die Kohle bestimmt, übernimmt nun ein anderes Element einen versteckten, aber entscheidenden Platz in allen Zukunfts-Szenarien für ein Zusammenleben in der Region: das Wasser. Unterirdische Pumpwerke in den ehemaligen Stollen sollen dafür sorgen, dass der steigende Wasserspiegel des einsickernden Grubenwassers nicht zu einer Verunreinigung des Grund- und damit des Trinkwassers führt. Oberirdische Pumpen verhindern das Entstehen von Sumpf- und Seenlandschaften in abgesenkten Landschaftsabschnitten. Entlang des Flusses Emscher, der an drei verschiedenen Stellen von Pumpwerken auf ein notwendiges Gefälle hochgepumpt werden muss, ehe er in den Rhein fließt, entstehen renaturierte Areale und neue Wohnflächen an (ehemals) industriell genutzten Standorten. „Water“ spiegelt die Abwesenheit von Wasser als dauerhafte Überlebensbedingung und seine Anwesenheit als visuell-temporäre Naturkulisse im Post-Kohle-Ruhrgebiet.

landscapes and bodies #4: COLTAN
Der Rohstoff Coltan spielt weltweit eine wichtige Rolle, er findet sich als Endprodukt in verschiedenen technischen Geräten, u. a. in jedem Smartphone. Das Teilprojekt „Coltan“ fokussiert sich auf die gegenwärtige Perspektive von aktiven Bergarbeiterinnen im Coltan-Bergbau im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Anhand zahlreich geführter Gespräche erzählt „Coltan“ mit ihnen die sozial, ökonomisch und politisch komplexen Geschichten, die am Anfang einer globalen Verwertungskette des Rohstoffs stehen.
Die Geschichte des Coltan-Bergbaus im Osten des Kongo ist eng verknüpft mit den Folgen der Genozide im benachbarten Ruanda und mit der Finanzierung von Milizen. Ethnisch interpretierte Kämpfe um Territorium und politischen Einfluss gingen Hand in Hand mit Kämpfen um Zugang und Verteilung von Rohstoffen. Es ist ein Konflikt, der von Männern dominiert und mit der Instrumentalisierung von sexualisierter Gewalt und Vertreibung nicht zuletzt auf den Körpern der Frauen ausgetragen wurde. Es ist auch ein Konflikt, der in den allermeisten Fällen von Männern erzählt und weitergegeben wurde. Gemeinsam mit der Juristin Olande Byamungu, der Sozialarbeiterin Yasmine Bisimwa und dem Ingenieur Christian Muhigwa soll der Konflikt neu erzählt werden, hauptsächlich von und aus der Perspektive von Frauen, die im artisanalen Bergbau tätig sind.

www.danielkoetter.de
www.elisalimberg.com

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Pressestimmen

LVZ
„Dieses Mal arbeitet das Trio [Kötter/Israel/Limberg] mit den kongolesischen Aktivistinnen Yasmine Bisimwa und Olande Byamungu, sowie Muhigwa zusammen. Christian Chokola Muhigwa erzählt vom Untergang des Ruhrgebietes, wenn die 600 Pumpen versagt haben werden. […] Ein zweiter Strang des Abends führt in die Coltanminen der kongolesischen Berge […]. Dem Trio und seinen kongolesischen Partnern sind ein packender Zugriff und eine Nähe gelungen, die Film und Theater nur selten erreichen.“
Neues Deutschland
„Daniel Kötter und Anna Ptak verweben in ihrem poetischen Text die Tantalos-Geschichte mit der dystopischen Perspektive des Ruhrgebiets. Mehrfach liest Christian Chokola Muhigwa den Text über dreidimensionale Aufnahmen der Wasserleitsysteme. Im Ablauf des Parkours überschneidet sich der Entwurf mit der Realität in Südkivu, Kongo. Der Coltanabbau hat das Wasser vergiftet, Krankheiten entstehen, und auf dem belasteten Boden können keine Feldfrüchte angebaut werden.“
Leipzig-Premiere am 21. September 2021.

Besetzung

Christian Chokola Muhigwa, Yasmine Mugoli Bisimwa, Olande Emerance Byamungu (Performance)

Team

Künstlerische Leitung: Kötter/Israel/Limberg
Dramaturgie: Anna Ptak
Produktion: ehrliche arbeit — freies Kulturbüro mit Leoni Grützmacher
Ton und Sounddesign: Paul Hauptmeier & Martin Recker, Marcin Lenarczyk

Eine Koproduktion von Kötter/Israel/Limberg mit Residenz Schauspiel Leipzig und PACT Zollverein Essen.

Gefördert im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes und durch die Kunststiftung NRW.