Irene Kugler
    Irene Kugler

    Staubfrau (DE)

    von Maria Milisavljević
    Mitten durch das Dorf fließt ein Fluss, so selbstverständlich, als sei er schon immer dort gewesen. Mal reißend, mal leise plätschernd, aber stets in Bewegung, immer unaufhaltsam. An manchen Tagen, wenn die Sonne tief steht und das Wasser ganz klar ist, lässt sich erahnen, was auf dem Boden des Flussbetts liegt: ein Kinderfahrrad, eine Halskette, ein rotes Kleid — Überreste einer Vergangenheit, die fast vergessen, aber nie wirklich überwunden ist.

    Davon erzählt die „Staubfrau“. Sie ist ein Chor, eine Stimme, die verschiedene Generationen vereint, aber deren Uneinigkeiten nicht auszulöschen versucht. Die „Staubfrau“ ist: eine Großmutter, deren beste Freundin als junges Mädchen Opfer eines Femizids wurde. Eine Mutter, die lernen musste, Beleidigungen und Demütigungen still zu ertragen. Eine Tochter, die in ihrer Beziehung immer wieder häuslicher Gewalt ausgesetzt ist. All ihre Lebensgeschichten scheinen einer vorgezeichneten Bahn zu folgen, geprägt vom reißenden Strom der Gewalt, der sie mit sich zieht und aus dem es kein Entkommen zu geben scheint. Wie der Fluss das Dorf, so formt die Gewalt die Körper, Erinnerungen und Entscheidungen der Frauen, wenn auch auf unterschiedliche Weise.

    Doch die Tochter will sich der Unausweichlichkeit nicht länger hingeben. Es muss doch möglich sein, den Strom zu stoppen, ihn umzulenken, neue Abzweige zu finden. Und so begibt sie sich auf die Suche: Sie kratzt am Schweigen der Dorfgemeinschaft, das sich wie Staub über die Vergangenheit gelegt hat. Sie öffnet sich den Konflikten mit ihren Vorfahren, hört zu, erwidert, hält aus. Immer wieder stemmt sie sich gegen den Sog, der ihren Lebensweg zurück in seine vorgegebene Bahn ziehen will. Ihr Versuch, den Fluss in eine neue Richtung zu treiben, erfordert Mut, kostet Kraft, scheint zum Scheitern verurteilt. Schnell wird klar: Es gibt keine einfachen Antworten, nur die Entscheidung, sich nicht mehr treiben zu lassen.

    Maria Milisavljević ist Autorin, Übersetzerin und Theatermacherin. Ihre Stücktexte wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und an renommierten Theatern weltweit aufgeführt. Ihr besonderer Umgang mit Sprache und ihr Talent, komplexe Beziehungsgeflechte zu erzählen, sind ein wiederkehrendes Merkmal ihrer Texte. Mit „Staubfrau“ wurde bereits ein zweites ihrer Stücke für den Mülheimer Dramatikpreis nominiert.

    Kamila Polívková, Regisseurin, Bühnen- und Kostümbildnerin, arbeitet seit vielen Jahren an renommierten Häusern wie dem Schauspiel Köln, dem Deutschen Theater Berlin und dem Schauspielhaus Zürich. Ihre Inszenierungen zeichnen sich durch eine feine Bildsprache und ihre präzise Beobachtung gesellschaftlicher Strukturen aus. Am Schauspiel Leipzig arbeitete sie bereits als Kostümbildnerin und kehrt nun mit Maria Milisavljevićs „Staubfrau“ als Regisseurin zurück.
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    Premiere am 03. Oktober 2025
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    Besetzung

    Irene Kugler, Paula Winteler, N.N.

    Team

    Bühne: Antonín Šilar
    Kostüme: Lisa Däßler
    Musik: Peter Fasching
    Dramaturgie: Julia Buchberger