Auftragswerk des Schauspiel Leipzig

der herzerlfresser

//„Stück des Monats“ der Zeitschrift Theater heute, Januar 2016
//Gewinner des Retzhofer Dramapreis 2013 für 'am beispiel der butter'
//Eingeladen zu den Mülheimer Theatertagen — Stücke 2014 mit 'am beispiel der butter'
//Nachwuchsautor 2014 Theater heute, Kritikerumfrage

Am 15. Jänner 1786 verschwindet die Dienstmagd Magdalena Angerer, die kurz vor ihrer Hochzeit steht. Zwei Wochen später findet ein Bauer, durch lautes Rabengeschrei angelockt, ihren nackten menschlichen Leichnam. Die gerichtliche Besichtigung stellt eine bestialische Ermordung fest. Einen Monat später bezichtigen zwei Bauern den 30-jährigen Knecht Paul Reininger des Mordes. Sie weisen auf seinen lockeren Lebenswandel hin und dass er genau am Tag, an dem Magdalena verschwunden ist, in einem Gasthaus getrunken und Geld verspielt habe. Auch hätten ihn am selben Abend mehrere Personen schlafend in der Gegend liegen gesehen, wo der Leichnam gefunden wurde. Das Gericht lässt die Habseligkeiten des Beschuldigten untersuchen. Und wirklich, in seiner Truhe entdeckt man die blutigen Kleider der Braut, ihren Brautkranz — und die Hälfte eines kleinen menschlichen Herzens.
Bei seiner Verhaftung gestand Reininger nicht nur diesen einen Mord, sondern noch fünf weitere. Besessen von dem Aberglauben, dass derjenige, der die Herzen von sieben Jungfrauen isst, unsichtbar würde, tötete er die Frauen und aß ihre Herzen. Er wird von nun an der Herzerlfresser genannt.
Dreihundert Jahre später: Ein neues Einkaufszentrum entsteht. Dort suchen Menschen nach einem Ort, um sich begegnen zu können. Das neue Zentrum, der verkehrsgünstige Standort, soll neues Leben bringen und in die Körper pumpen. Doch alles ist auf Sumpf gebaut. Und eine herzlose Frauenleiche wird gefunden …
Mit diesem neuen Text des Autors Ferdinand Schmalz wird die alte steirische Geschichte vom Herzerlfresser in der Gegenwart ankommen. Dafür setzt er die düstere Überlieferung in einer Kleinstadt aus und schaut zu, was passiert, wenn plötzlich alles aus dem Ruder läuft. Schwarzhumorig wird es allemal dabei. Und merke: Wer einen Herzerlfresser fangen will, kann leicht sein eignes Herz verlieren!


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Pressestimmen

Deutsche-Bühne.de
Ein „spannender Parforceritt in 90 Minuten zwischen Jux und Lebens-Nachdenken. Teile des Textes kommen aus dem Off, Musik treibt die Handlung voran, die zwischen Verfremdung, Überdrehtheit und Ernst changiert.“ [...] Eine „rasante wie nachdenkliche Inszenierung.“
Deutschlandradio Kultur
„Imponierende Energie und viel spielerischer Witz. [...] Musikalische Qualität des Textes. [...] Aufdringliche, trashige Inszenierung und philosophisches Spiel.“
FAZ
„Die Stücke von Ferdinand Schmalz entwickeln ihre Anziehungskraft durch die spannungsvolle Gleichzeitigkeit von sprachlich-gedanklicher Reflexionslust und einem leicht zugänglichen Handlungsgegenstand, der zum Sinnbild des Allgemeinen stilisiert wird. [...] In der Leipziger Uraufführung des Jungregisseurs Gordon Kämmerer, die alle sprachliche Eigenheit und befremdliche Stimmung des Textes ausklammert und stattdessen mit Hilfe von Nebelmaschinen, Stroboskoplichtgewitter und Affenkostümen eine verspielte Rocky-Horror-Comedy-Show präsentiert, wird es auf einmal still und schneidend, wenn Herbert (Felix Preißler) tonlos von der Zerbrochenheit der Welt erzählt.“
Kultura-extra.de
„Poetische Sprachgewalt.“
LVZ
„Und wie Schmalz bildet auch der junge Regisseur eine eigene Handschrift heraus, zeigt er mutig Konsequenz bei der Umsetzung seiner Ideen. Spätestens als der Einkaufspalast tatsächlich öffnet, die Fähnchen schwenkenden Kunden in einer hochkomischen Choreografie nacheinander vom Dach stürzen, gewinnen seine Charaktere als ganz normale Jetztzeit-Zombies Kontur, die dem Konsum huldigen. Und hilflos der Liebe hinterlaufen.“
nachtkritik.de
„Radikal künstlich. [...] „Uraufführungsregisseur Gordon Kämmerer setzt ganz auf Künstlichkeit und steigert sie bis ins Exaltierte ... er bedient sich dafür bei sämtlichen Klischees des Trash-Horrors, betont rotzig in Szene gesetzt. [...] Der Abend ist wie ein Hochgeschwindigkeitsrennen in einem Einkaufswagen durch einen dauerbeschallten, bunten Supermarkt.“
mephisto 97.6
„Irrer Irrsinn. [...] Eine musikalische Trash-Horror-Show. [...] Ein Exzess voller popkultureller Anspielungen. Großartig durchchoreografiert mit viel Einsatz der Schauspieler. Sehr empfehlenswert.“
Süddeutsche Zeitung
„'Der Herzerlfresser' ist eine der wundersamen, sprachlich gewitzten und philosophisch gewürzten Radikal(tagi)komödien jenes jungen österreichischen Dramatikers, der sich Ferdinand Schmalz nennt.“
Uraufführung am 20. November 2015

Spieldauer

ca. 1:30, keine Pause

Besetzung

Daniela Keckeis als fauna florentina
Michael Pempelforth als acker rudi
Felix Axel Preißler als pfeil herbert
Florian Steffens als gangsterer andi
als fußpflege irene

Team

Bühne: Jana Wassong
Kostüme: Josa Marx
Musik:
Dramaturgie: Ester Holland-Merten
Licht: Jörn Langkabel

Trailer