Auflösung

doublelucky productions (Berlin) / Artists in Residence
Performance & Installation
Eine der zentralen Erfahrungen der letzten beiden Jahre war die Erfahrung von Auflösung. In Auflösung waren soziale Gefüge, globale Infrastrukturen, existenzielle Sicherheiten — und vor allem unsere Vorstellung der totalen Beherrschbarkeit der Natur. Anstelle eines dystopischen Dramas stellen doublelucky productions einen Begriff von Auflösung vor, der der vermeintlichen Ausweglosigkeit des Anthropozäns eine andere Sicht auf die Dinge entgegenstellt. Es geht um die Auflösung unseres technokratischen Weltbilds, um wechselseitige Beziehungen zu allem, was uns umgibt: menschlich oder nicht-menschlich, materiell oder virtuell. Ein Ökosystem, das in die Horizontale wächst. Resonanz statt Dominanz.
„Auflösung“ ist eine begehbare Performance, die die Besucher*innen die Residenz als hybriden Resonanzraum und komplexen Organismus entdecken lässt. Wände und Temperatur, Staub und Klang, Mikroben, Daten und Menschen sind gleichermaßen Material und Mitspieler*innen. Alles kommuniziert, aber nicht jede Wirkung hat eine Ursache. Unverhofftes geschieht. Algorithmen schlagen Wurzeln. Angeordnet um ein großes Loch im Boden, aus dem erste Pilze und Sensoren sprießen, finden sich mutierende Eisensäulen und Monitore, deren Bilder den Raum verdauen. Alle Anwesenden sind Teil eines Stoffwechsels, auf Mikro- und auf Makroebene. Wer ihn wahrnehmen will, muss seine Position ändern.

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Pressestimmen

nachtkrtitk
Das ist das Interessante an der Performance: Sie legt die Bedingungen für das Eintreten in den Raum, das Eingliedern in die Wirkungskette Steine, Sand, Staub, Wasser, Pilze, Luft, Zuschauer:in (und so weiter) von Anfang an offen. Das Publikum verfolgt die Vermessung des Raums und wird selbst vermessen. Kühl sagt: "Der Raum misst dich" und "Du bist Teil des Netzwerks. Du bist die Zelle, die die Fäden spinnt" und "Schöner Zufall, das mit der Spinnerei". Das stimmt. Die Zufälle fallen zusammen, alles (natürlich auch die Menschen) werden eingeebnet in diesen immersiven Informationsfluss. Der Mensch ist ja auch (nur) ein Träger von Informationen. Dieser quellenden Erkenntnis zu folgen, in diesen Fluss zu steigen ist erfrischend. Alles fließt, nichts bleibt, besonders nicht die Gewissheit der menschlichen alleinigen Autorität im Anthropozän.

Premiere am 24.05.2022

Besetzung

Chris Kondek, Christiane Kühl, Hannes Strobl

Video

Julia Berke, Andreas Keller

Team

Konzept: doublelucky productions
Video und Imageprocessing: Chris Kondek
Text: Christiane Kühl
Musik und Komposition: Hannes Strobl
Bühne und Kostüme: Heike Schuppelius & Lena Loy
System Architecture, Creative Technologist: Markus Schubert
Electronics Engineering: Grzegorz Zajac
Licht: Marc Zeuske
Regieassistenz: Valeria Castaño Moreno
Dramaturgische Beratung: Maria Rössler & Arved Schultze
Produktionsleitung: Katja Kettner
Dank an: Prof. Dr. Regine Hengge, Dr. Karin Krauthausen & Dr. Christian Stein, Prof. Dr. med. Dirk Winkler und die Arbeitsgruppe Next3D (Klinik für Neurochirurgie der Uniklinik Leipzig)

Eine Produktion von doublelucky productions (Berlin), gefördert durch den Fonds Darstellende Künste mit Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR.