Fluss, stromaufwärts (UA)

von Alexandra Pâzgu
//Exil-DramatikerInnenpreis 2018

Tino, der eigentlich Toni heißt, Effie, eine schicke Dame, ungefähr 70 Jahre oder 122 Jahre alt, und Lachs: Diese drei Figuren stellt uns Alexandra Pâzgu in ihrem Theatertext vor, der 2018 im Rahmen der Buchmesse „Buch Wien“ mit dem exil-Literaturpreis „Schreiben zwischen den Kulturen“ in der Kategorie Drama ausgezeichnet wurde.

Die Autorin setzt die Figur des rumänischen Übersetzers Tino mitten hinein in die zeitgenössischen europäischen Diskursströmungen über Migration, Integration und Identität. Gleich einem Lachs lässt sie ihren Protagonisten gegen den Strom schwimmen. Und ein Lachs tritt auch auf — in ebenso fluider Verfasstheit wie die Gedankengänge Tinos, der im rumänischen und im deutschen Sprachraum gleichermaßen Wurzeln geschlagen hat. Er ist Suchender und Getriebener, gehört einer noch jungen Generation an, die ohne Kalten Krieg erwachsen geworden ist und sich mit dessen Spuren trotzdem permanent beschäftigt sieht.

Alexandra Pâzgu hat einen gleichermaßen reflektierten wie unterhaltsamen Diskursbeitrag sowie eine szenische Versuchsanordnung vorgelegt, die sich in unmittelbarem Sinne dem Übersetzen, dem Leben und Schreiben zwischen den Kulturen widmet und auch die Mittel des zeitgenössischen Theaters spielerisch herausfordert.

Seit 2007 wird durch die WIENER WORTSTAETTEN, ein interkulturelles Autorentheaterprojekt, das die Auseinandersetzung und Vernetzung zwischen österreichischen und internationalen Autorinnen und Autoren fördert, der exil-DramatikerInnenpreis verliehen. 2018 wurde der Preis erstmals in Kooperation mit dem Schauspiel Leipzig ausgeschrieben. Er wird künftig alle zwei Jahre vergeben. Das ausgezeichnete Stück wird im darauffolgenden Jahr am Schauspiel Leipzig uraufgeführt.

Alexandra Pâzgu wurde 1985 in Sibiu, Rumänien, geboren und lebt als freie Autorin und Dramaturgin in Wien. „Fluss, stromaufwärts“ wurde im Rahmen des Hans-Gratzer-Stipendiums am Schauspielhaus Wien entwickelt und ist der dritte Teil einer poetisch-philosophischen Trilogie über das Leben in europäischen Städten.

Regisseur Gordon Kämmerer inszenierte in der Diskothek des Schauspiel Leipzig bereits die Uraufführungen „Das Tierreich“ von Nolte Decar, „der herzerlfresser“ von Ferdinand Schmalz und „Wolfserwartungsland“ von Florian Wacker. Weiter im Spielplan bleibt seine Inszenierung von Bernhard Studlars „Nacht ohne Sterne“.
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Pressestimmen

Die Deutsche Bühne
„Alexandra Pâzgus Stück behauptet sich. Pâzgu fächert hier leise und beharrlich die große Frage ‚Wie leben?‘ auf. Zusammensetzen muss der Zuschauer das Puzzle selbst.“
LVZ
„Die Inszenierung tanzt mit vielen Gags und Brechungen um die Fragen, die eine wurzellose Generation an sich selbst stellt. Zwar verzichtet der Abend auf Antworten, gefällt aber als übermütig bebilderte Standortbestimmung und kollektive Seelenerkundung.“
Uraufführung am 24. November 2019

Spieldauer

ca. 1:20, keine Pause

Team

Regie & Bühne: Gordon Kämmerer
Mitarbeit Bühne: Louisa Robin
Kostüme: Josa Marx
Video:
Musik:
Dramaturgie: Matthias Döpke
Licht: Jörn Langkabel
Theaterpädagogische Betreuung: Amelie Gohla

Trailer