Auftragswerk des Schauspiel Leipzig

Disko (UA)

//Eingeladen zu den 44. Mülheimer Theatertagen — Stücke 2019 

Wer darf rein, wer muss draußen bleiben — diese Frage steht für viele Nachtschwärmer zu Beginn eines Feier-Abends. Viel existenzieller stellt sie sich jedoch denen, deren gesellschaftliche Integration gleichzeitig gefordert und angezweifelt wird. Wolfram Höll überblendet in seinem Auftragswerk für das Schauspiel Leipzig die Dramaturgie einer Diskonacht mit gesellschaftlichen Debatten und lässt die Sprache im Beat der House-Musik pulsieren. 
Dies ist der vierte Theatertext von Wolfram Höll und dabei bereits der dritte, der am Schauspiel Leipzig zur Uraufführung kommt. Seine Stücke sind extrem verdichtet und weisen Höll als einen der formal-poetisch radikalsten deutschsprachigen Dramatiker aus. 2014 und 2016 wurde er mit dem Mülheimer Dramatikerpreis ausgezeichnet — für ebenjene Leipziger Uraufführungen: „Und dann“ und „Drei sind wir“.

Der bulgarische Regisseur Ivan Panteleev inszenierte Texte von Tschechow, Joyce, Pirandello, Goethe, Müller, Welsh in Sofia, Avignon, Riga, Stockholm und Zürich und arbeitet in Deutschland u. a. an der Volksbühne Berlin, am Residenz­theater München sowie regelmäßig am Deutschen Theater Berlin. Mit seiner Berliner Inszenierung von Samuel Becketts „Warten auf Godot“ war er zum Berliner Theatertreffen 2015 eingeladen. Er realisierte einen Dokumentarfilm über Dimiter Gotscheff, schreibt eigene Theaterstücke und stellt sich mit der Inszenierung dieses Auftragswerks von Wolfram Höll erstmals dem Leipziger Publikum vor.
mehr anzeigen

Pressestimmen

Der Stücke-Blog Mülheim
„Eines steht fest: Diese Partynacht ist unvergesslich!“
Das Theater Magazin
„Als musikalisches Erlebnis lässt Ivan Panteleevs Uraufführung von ‚Disko‘ am Schauspiel Leipzig keine Wünsche offen. Vor einem poppigen Flittervorhang radeln sich die Geflüchteten den Wolf, während hinter einer Rahmung drinnen in der Disko das Establishment auf Home-Trainern joggt und Andreas Herrmann in weißem Anzug den Türsteher und Conferencier gibt.“
Die deutsche Bühne
„‚Disko‘ ist also tatsächlich erst Hölls vierter Text fürs Theater – und entpuppt sich in der wiederum in Leipzig erarbeiteten Uraufführung als drastisches Zeitbild. [...] Wieder war die Mülheimer Auswahljury (die die um den Dramatikerpreis dieses Jahres konkurrierenden Stücke ja in Kürze vorstellt) komplett in Leipzig zugegen – und wer weiß: womöglich hat Hölls ‚Disko‘ auch diesmal wieder das Zeug zum Favoriten.“
Deutschlandfunk Kultur
„Sprachlich und formal liefert ‚Disko‘ dazu wieder ein Kunst-Stück aus Sparsamkeit und Berechnung – eine musikalische Partitur. Schon das Stück selbst gibt diese Musikalität vor, mit pop-musikalischen Zitaten und der wirkungsvollen Methode, ‚falsche‘ Betonungen sorgsam dosiert auf ‚richtige‘ Rhythmus-Beats zu legen – aber natürlich braucht's (wie immer bei Höll) die gestalterische Kraft der Inszenierung und des Musikers Jan S. Beyer, damit der an sich überschaubare Text in 75 konsequent durchrhythmisierten Minuten die kompakte, geschlossene Form erreicht – mit dem ebenfalls extrem kompakten Leipziger Ensemble.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung
„Ivan Panteleevs Inszenierung ist famos durchchoreographiert und organisch einstudiert, sie arbeitet geschickt mit den Ritualen von Ausschluss und Gruppendynamik.“
Freie Presse
„Der Abend schlägt von Sekunde 1 ein Triangel aus Kraftwerk, Trio und Giorgio Moroder an. Wie ein Metronom gibt das den Takt der Inszenierung vor. Der Beat pocht drängend aus dem Off, und ein menschliches Stimmenorchester hebt zum Theaterkonzert mit wippenden Zuschauerfüßen an.“
kreuzer — Das Leipzig Magazin
„Mit sprachlos machender Musikalität rockt das Ensemble den Abend.“
KULTURA-EXTRA
„Der Dramatiker Wolfram Höll wurde schon mit zwei seiner Leipziger Uraufführungen [...] zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen und hat damit auch zweimal den dortigen Dramatikerpreis erhalten. Aller guten Dinge sind drei, möchte man da sagen. Denn auch sein drittes Stück Disko – als Auftragswerk für das Schauspiel Leipzig entstanden – bekam jüngst die begehrte Einladung nach Mülheim. Hölls Texte zeichneten sich schon immer durch eine fast schon komponierte Sprachrhythmik aus. Mit Disko treibt der Autor dieses Formprinzip nun zur Perfektion.“
Leipzigs Neue Seiten
„Als Geflüchtete im Glitzer-Hosenanzug mit blonder Lockenperücke tanzt und fährt Anna Keil auf dem Hometrainer-Fahrrad zur Hochform auf, herrlich affektiert, immer die zehn Prozent überdreht, die sie zur Diva machen.“
LVZ
„Ein hermetischer Abend durchaus, der polarisieren mag, der aber wunderbar konsequent seine Linie findet, musikalisch präzise den Textnuancen nachspürt und jederzeit in Wort und Bild die Bedeutungsebenen gelungen verwebt.“
mephisto 97.6
„Die Darstellenden in ‚Disko‘ beweisen nicht nur künstlerisches Können, sondern auch Takt- und Rhythmusgefühl.“
Mitteldeutsche Zeitung
„Er zeigt den Text als das, was er ist: ein konsequent durchrhythmisiertes Stück Wortmusik. Sie reden nicht, sie rappen. Was gesagt wird, ist mit gefühlten 100 Beats pro Minute unterlegt, die greifen zu und lassen den Zuschauer nicht mehr los. Und machen den 75-minütigen Abend zu einem Konzert der besonderen Art.“
nachtkritik.de
„Mal sprechen sie Textfragmente, erzeugen unplugged Loops, dann agieren sie als A capella-Orchester oder menschliche Beatboxen. Mit einer sprachlos machenden Genauigkeit, ja beeindruckender Musikalität bringt das Ensemble den Abend über die Bühne, verhaspelt sich kein Mal, ja: rockt ihn.“
Süddeutsche Zeitung
„Wolfram Höll hat mit seinem vierten Stück ‚Disko‘, aller Kitsch- und Banalitätsgefahr zum Trotz, ein zwar ungewöhnliches, aber absolut stimmiges Stück geschrieben. [...] Ein Land wird zum Club, ein Club der irgendwann blutig implodiert. ‚Disko‘ ist eine bizarre Parabel auf das beschämende Ende der deutschen Willkommenskultur. Dabei war die Party, war die Lage ja nie aussichtslos. Wenn das Denken in Loops stattfindet, ist das allerdings nur noch schwer zu erkennen.“
Theater heute
„‚Disko‘ ist ein Auftragswerk für das Schauspiel Leipzig und seine auch überregional hochgeachtete Spielstätte für neue Dramatik, die Diskothek. ‚Disko‘ für die Diskothek – mehr Heimspiel geht nicht. Und um die Schraube noch etwas weiter zu drehen, geht es denn auch im übertragenen Sinne ums Heimspiel oder genauer ums Heimatspiel. Die Disko, die Höll zeigt, ist zugleich ein breiter allegorischer Raum, Sinnbild für das Deutschland in Zeiten der abebbenden Willkommenskultur.“
WAZ – Westdeutsche Allgemeine Zeitung
„Die ‚Stücke 2019‘ erleben ihren ersten Höhepunkt: Mit ‚Disko‘ des Autors Wolfram Höll zeigt das Schauspiel Leipzig bei den Mülheimer Theatertagen eine so temporeiche wie irrwitzige Performance über die deutsche Flüchtlingspolitik. Musik, Sprache und Bewegung sind dabei so exakt choreographiert und ineinander verzahnt, dass der Zuschauer atemlose 70 Minuten lang förmlich von seinem Sitz geblasen wird.“
YouPod
„Großartige Leistung des Ensembles, das eine hohe Präzision, Ausdauer und Konzentration mit dieser Performance bewiesen hat. Und auch die Einzigartigkeit des Textes ist schier beeindruckend und rechtfertigt allemal Hölls Nominierung für den Mülheimer Dramatikerpreis 2019. Lights out, music out, applause on!“
Premiere am 9. Februar 2019

Spieldauer

ca. 1:15, keine Pause

Team

Bühne & Kostüme: Yanjun Hu
Dramaturgie: Georg Mellert
Licht: Thomas Kalz

Trailer