
Auftragswerk des Schauspiel Leipzig
Niederwald (UA)
Ist das wirklich eine gute Idee? Den Verlust der Frau dadurch kompensieren, dass man, die neugeborene Tochter und die alte Großmutter im Gepäck, vom urbanen Flachland ins Hochgebirge flüchtet, zum Herkunftsort der Verlorenen? Der Trauer entgegenflüchten, sozusagen? In die Schweizer Alpen, wo die Häuser, die Alten, die Felder die Erinnerung an die Verlorene bewahren, so wie sie überhaupt verschiedene Zeitschichten in sich tragen? Wo die letzten alternden Einwohner in den Nischen des Berges hocken, wie ihre Häuser, gedrungene Beobachter aus Stein und Lärchenholz, misstrauisch alles Neue an sich abgleiten lassend? Wo den Verstorbenen ein Platz vor dem Hauseingang freigehalten wird, wenn sie einmal jährlich mit dem „Gratzug“ vorbeikommen?
Gute Idee oder nicht, jedenfalls tritt das trauernde Trio aus Wolfram Hölls neuestem Stück diese Reise an und wirft sich in eine geballte Fremdheitserfahrung, in der sprachliche Hürden noch die kleinsten Hindernisse sind. Ganz verloren der Vater, der nicht nur dem Dorfbewusstsein beweisen muss, dass ein alleinstehender Mann sich um ein kleines Kind kümmern kann; das Kind, das die Augen aufmacht, um den lauernden Häusern in dieselben zu schauen, die Oma, die durch Beharrlichkeit sich einen Platz auf der Bank erobert und dadurch symbolisch die soziale Anerkennung. Bei aller Sprachlosigkeit findet die kleine Trauergemeinschaft zu einem Miteinander durch Gesten, zur Begegnung im Angesicht der Sterne — und vielleicht wird am Ende nicht alles, doch manches gut.
Wolfram Höll schreibt abseits von ausgetretenen Diskurspfaden. Mit seinen Figuren begibt er sich in Gegenden, die scheinbar vom Verlauf der großen Weltzeit unberührt sind, in denen Landschaften, Stimmungen, Rituale ineinanderfließen. Bildstark lässt Höll die geisterdurchzogene Schweizer Alpenwelt lebendig werden. Der Autor, der selbst den biographischen Weg von Sachsen in die Schweiz gegangen ist, ist mit „Niederwald“ bereits zum vierten Mal seit 2013 („Und dann“) im Programm der Diskothek vertreten. Mehrfach wurden seine Leipziger Uraufführungen zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen, zweimal („Und dann“ sowie „Drei sind wir“ 2016) mit dem Mülheimer Dramatikpreis ausgezeichnet.
Regie bei der Uraufführung führt Elsa-Sophie Jach. Nach „Für meinen Bruder“ (2022) ist „Niederwald“ ihre zweite Inszenierung am Schauspiel Leipzig. Seit 2022 ist Elsa-Sophie Jach Hausregisseurin am Residenztheater München. Ihre Regiearbeit wurde unter anderem durch die Einladung der Inszenierung „Dritte Republik“ zum Festival Radikal jung 2019 und von Thomas Köcks „die zukunft reicht uns nicht (klagt, kinder klagt!)“ (Regie gemeinsam mit Thomas Köck) zu den Autor:innentheatertagen 2018 gewürdigt sowie durch mehrere Nominierungen, u. a. für den Nestroy-Preis. Mit „Niederwald“ inszeniert sie nach „Nebraska“ (Theater Oberhausen, 2021) zum zweiten Mal die Uraufführung eines Textes von Wolfram Höll.
Nach Drucklegung des Jahresheftes wurde der Arbeitstitel des Stückes („Bergstück“) nun auf den finalen Titel „Niederwald“ geändert (13.6.2023).
mehr anzeigen
Gute Idee oder nicht, jedenfalls tritt das trauernde Trio aus Wolfram Hölls neuestem Stück diese Reise an und wirft sich in eine geballte Fremdheitserfahrung, in der sprachliche Hürden noch die kleinsten Hindernisse sind. Ganz verloren der Vater, der nicht nur dem Dorfbewusstsein beweisen muss, dass ein alleinstehender Mann sich um ein kleines Kind kümmern kann; das Kind, das die Augen aufmacht, um den lauernden Häusern in dieselben zu schauen, die Oma, die durch Beharrlichkeit sich einen Platz auf der Bank erobert und dadurch symbolisch die soziale Anerkennung. Bei aller Sprachlosigkeit findet die kleine Trauergemeinschaft zu einem Miteinander durch Gesten, zur Begegnung im Angesicht der Sterne — und vielleicht wird am Ende nicht alles, doch manches gut.
Wolfram Höll schreibt abseits von ausgetretenen Diskurspfaden. Mit seinen Figuren begibt er sich in Gegenden, die scheinbar vom Verlauf der großen Weltzeit unberührt sind, in denen Landschaften, Stimmungen, Rituale ineinanderfließen. Bildstark lässt Höll die geisterdurchzogene Schweizer Alpenwelt lebendig werden. Der Autor, der selbst den biographischen Weg von Sachsen in die Schweiz gegangen ist, ist mit „Niederwald“ bereits zum vierten Mal seit 2013 („Und dann“) im Programm der Diskothek vertreten. Mehrfach wurden seine Leipziger Uraufführungen zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen, zweimal („Und dann“ sowie „Drei sind wir“ 2016) mit dem Mülheimer Dramatikpreis ausgezeichnet.
Regie bei der Uraufführung führt Elsa-Sophie Jach. Nach „Für meinen Bruder“ (2022) ist „Niederwald“ ihre zweite Inszenierung am Schauspiel Leipzig. Seit 2022 ist Elsa-Sophie Jach Hausregisseurin am Residenztheater München. Ihre Regiearbeit wurde unter anderem durch die Einladung der Inszenierung „Dritte Republik“ zum Festival Radikal jung 2019 und von Thomas Köcks „die zukunft reicht uns nicht (klagt, kinder klagt!)“ (Regie gemeinsam mit Thomas Köck) zu den Autor:innentheatertagen 2018 gewürdigt sowie durch mehrere Nominierungen, u. a. für den Nestroy-Preis. Mit „Niederwald“ inszeniert sie nach „Nebraska“ (Theater Oberhausen, 2021) zum zweiten Mal die Uraufführung eines Textes von Wolfram Höll.
Nach Drucklegung des Jahresheftes wurde der Arbeitstitel des Stückes („Bergstück“) nun auf den finalen Titel „Niederwald“ geändert (13.6.2023).
Uraufführung am 16. Dezember 2023
Diskothek
Diskothek
Besetzung
Teresa Schergaut als Tochter
Isabel Tetzner als Tochter (alternierend)
Thomas Braungardt als Uroma
Paulina Bittner, Anne Cathrin Buhtz als Großtanten
Samuel Sandriesser als Vater
Live-Musik
Dave Hirst
Team
Regie: Elsa-Sophie Jach
Bühne & Kostüme: Aleksandra Pavlović
Musik: Max Kühn
Dramaturgie: Georg Mellert
Bühnenmeister: Thomas Kalz
Licht: Mattheo Fehse
Theaterpädagogische Betreuung: Amelie Gohla