Wolfserwartungsland (UA)

Einst standen hier viele Häuser, einige stehen noch, aber die meisten sind zusammengefallen oder abgebrannt. Man hat nie viel auf Statik gegeben. Überall wachsen Bäume. Früher träumte man noch vom Aufstieg, von der wirtschaftlichen Expansion, man steigerte sich in Ideen hinein und machte Pläne, man schwärmte. Aber nicht alles taugt zur Maximierung, musste man einsehen. Nicht alles wird groß. Mehr weiß ich nicht.
Mitten im Wolfserwartungsland ist dem Hotelwirt Roman die Anwesenheit seiner Geliebten und Angestellten Juliette zum Leben genug. Für sie will er den Wolf töten, sollte der sich blicken lassen. Doch Juliettes Vorstellungen vom Glück sind ganz anderer Natur. Jockel, der beobachtende Dauergast, sitzt und trinkt und hätte doch so manche interessante Geschichte zu erzählen. Denn der Realismus, auf dessen Fährte der konkrete Ort und die klare Figurenkonstellation führen, wird in „Wolfserwartungsland“ immer wieder unvermittelt von surrealen Schlaglichtern aufgerissen.

Fest steht, dass jenes Hotel schon bessere Tage gesehen hat – genau wie die Handvoll Gestrandeter darin. Doch tapfer halten sie an ihren glanzvollen Zukunftsvisionen fest, ganz gleich ob bereits entschieden ist oder nicht, dass ihre Erwartungen ans Leben sich niemals erfüllen werden. In diese stillstehende Szenerie treten als Hoffnungsträger zwei Fremde aus der imaginären weiten Welt. Oder sind es Geister aus einer verdrängten Vergangenheit? Und auch der Wolf, der als Grenzgänger weite Strecken durchwandert, lässt nicht allzu lange auf sich warten.

Regisseur Gordon Kämmerer brachte vor Florian Wackers erstem Theaterstück bereits Nolte Decars „Das Tierreich“ und Ferdinand Schmalz’ „der herzerlfresser“ am Schauspiel Leipzig zur Uraufführung.
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Pressestimmen

Deutschlandfunk
„Die Musik von Friederike Bernhardt unterstreicht die unter Lärm und Komik deutlich spürbare trostlose Stimmung. Diese Trostlosigkeit bestimmt Wackers Text und die Inszenierung. Es geht um das Gefühl den eigenen Platz in der Welt nicht zu kennen, deshalb wird das Stück bei Kämmerer zu einem Testlauf für die Figuren, die beständig versuchen sich zu verorten und Bedeutsamkeit zu erfahren.“
LVZ
„Das Animalische im Menschen triumphiert. Ein vielsagender Ausgangspunkt in grotesker Bildhaftigkeit. [...] Die Inszenierung lässt sich von den Assoziationsmöglichkeiten mitreißen, durchaus treffend, schön überzeichnet ins Bild gesetzt von Kämmerers Totenacker-Bühne, von Friederike Bernhardt mit Sounds und Keyboards atmosphärisch treffend untermalt.“
MDR Kultur
„Ein kleines Theaterwunder, denn es gelingt diesen Text aufzubrechen, zu zerlegen, in kleine Portionen, oft Monologe, und es wirkt dann auch so, als ob hier nicht die Personen sprechen, sondern als ob aus ihnen gesprochen wird, so wie ein Puzzle der Erinnerungen. [...] Die Schauspieler tragen dazu entscheidend bei, weil sie ernsthaft und engagiert agieren. […] Friederike Bernhardt kommentiert quasi mit verschiedenen Klangteppichen die Szene. […] Sie erschafft mit diesen Klängen wirklich die emotionalen Räume: richtige Klangräume. […] Der ganze Abend ist dadurch auch so unglaublich gut durchrhythmisiert.“
Sächsische Zeitung
„Naiv, grob, geil, durchtrieben sind die Provinzler, das kann man dem Stück als Klischee anlasten. Da die Kaltschnäuzigkeit aber ironisch textklug und schön bizarr auf diese Schädelstättenbühne kommt, bleibt man bis zum Schluss so erheitert wie verstört dabei.“
Uraufführung am 23. März 2018

Spieldauer

ca. 1:30, keine Pause

Besetzung

Wenzel Banneyer als Roman, ein Gastwirt
Marie Rathscheck als Juliette, seine Geliebte
Dirk Lange als Jockel, sitzt und trinkt
Michael Pempelforth als Viktor, ein Jäger
Anne Cathrin Buhtz als Wolf, ein Spekulant
Florian Steffens als Karger, ein Händler

Team

Regie & Bühne: Gordon Kämmerer
Mitarbeit Bühne: Ingo Böhling
Kostüme: Josa Marx
Video:
Dramaturgie: Matthias Döpke
Licht: Jörn Langkabel

Trailer