„Jede Geschichte hat einen Anfang, eine Mitte und ein Ende, aber nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.“ - Jean-Luc Godard
Die Performance-Produktionen in der Residenz forschen nach den Möglichkeiten, Geschichten mit den Mitteln von Theater, Tanz, Musiktheater, bildender Kunst, Literatur oder auch Erfahrungen aus der Club-Kultur genreübergreifend zu erzählen. Die Spielstätte in der ehemaligen Baumwollspinnerei lädt auf besondere Weise dazu ein, performative Kunst ganz unmittelbar zu erleben, experimentelle Darstellungsweisen im Theater zu entdecken und dabei neue Formen des Miteinanders zu probieren.
Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland und Europa arbeiten in der Residenz während mehrwöchiger Produktionsaufenthalte an ihren Projekten. In dieser Zeit ist die Residenz ein künstlerisches Labor, ein ungestörter und geschützter Raum für die Arbeit bis zur Premiere. Für die Aufführungsblöcke verwandelt sich die Residenz in ein Theater, das brandneue aktuelle Performancekunst zeigt. Damit schließt das Schauspiel Leipzig eine signifikante Lücke zwischen den Arbeitsweisen und Ästhetiken der freien Szene, den internationalen Festivals und dem Stadttheaterbetrieb.

Zu Beginn dieser Spielzeit widmen sich zwei Projekte der postkolonialen Vergangenheitsaufarbeitung: einmal sehr konkret auf Leipzigs berühmtesten Sohn bezogen und einmal aus einer eher globalen Perspektive unter Berücksichtigung aktueller ökologischer Themen. Ebenfalls aus diametraler Richtung schauen zwei Produktionen auf die Frage, wie wir hier und jetzt zusammenleben wollen. „Handle with Care“ (AT) fragt im Umfeld der Residenz ganz lokal, worauf man sich als Gemeinschaft verständigen kann, und zwei „Göttinnen“ schwärmen aus, um lohnenswerte Versuche des Miteinanders zu erkunden und zu verarbeiten. Ein dadaistischer Liederabend feiert sehr körperlich die Komik des Absurden, während in einer performativen Dunkelkammer unsichtbare Körper geheime Lippenbekenntnisse offenbaren. Ein erweitertes Verständnis von Realität und radikal-inklusive Visionen werden in einem Live-Podcast erforscht, wohingegen in einer Serie von Salonabenden so unumstößliche Gewissheiten wie die Abfolge der vier Jahreszeiten ins Wanken gebracht werden. Am Ende der Spielzeit steigen zwei Granden der internationalen Performance-Szene in den Ring und tanzen, worüber man nicht reden kann.
Koproduktionspartner 2023 / 24:
HAU — Hebbel am Ufer Berlin, Hellerau — Europäisches Zentrum der Künste Dresden, Kaaitheater Brüssel, Kaserne Basel, Künstler:innenhaus Mousonturm Frankfurt a. M., Kunstencentrum BUDA Kortrijk, Radialsystem Berlin